IfH Schüler sind "Broker-Profis"

Schüler des Instituts für Hörgeschädigte sind „Broker-Profis“. Platz 1 und 4 für zwei Spielgruppen aus einer Klasse. Das hat es am Institut für Hörgeschädigte noch nie gegeben.

Die Schülerinnen und Schüler der diesjährigen M10-Klasse hatten sich intensiv mit dem Börsengeschehen, mit Fundamentalanalysen und Firmenprofilen auseinandergesetzt und über Wochen internationale Märkte und das weltweite Investitionsgeschehen beobachtet. Im Arbeitslehreunterricht ist die Börse ein wichtiger Bestandteil des Lehrplans. Damit war es keine Frage: Auch am diesjährigen Börsenspiel der Sparkasse wollen wir wieder dabei sein!

Schon seit Jahren nehmen unsere Schüler an diesem Spiel der Sparkassen teil und haben in den letzten Jahren auch den einen oder anderen Platz unter den ersten 15 belegt. Heuer war die Konstellation unter den Schülern besonders günalle siegerstig, interessierten sich doch viele für Wirtschaft und Politik. Da genau fünf Mädchen und fünf Jungen in der Klasse waren, zeichnete sich auch ein kleiner Wettkampf zwischen diesen beiden Spielgruppen ab. Die „moneymakers“ gegen die „new millionaires“. – wer wird vorne liegen? Dass die Konkurrenz groß sein würde, insbesondere durch Gymnasien und Wirtschaftsschulen, stachelte zusätzlich an.

Dabei war es interessant, die verschiedenen Strategien zu beobachten. Setze ich auf große Namen, wie z. B. Google oder Apple, oder investiere ich in Nischen, wo Erfolge spontan oft stärker ausfallen – aber leider auch Misserfolge. Warte ich Tiefstände für den Zukauf geschickt ab und behalte anschließend Ruhe, oder schwinge ich mit den „up and downs“ zeitgerecht mit. Während die Mädchen der ersten Strategie folgten, wollten die Jungs immer nahe am Börsengeschehen dran sein und gingen gerne auch ein höheres Risiko ein.

In den letzten Abrechnungstagen war dann die Enttäuschung bei den Jungs groß – rangierten sie mit Platz 11 deutlich hinter den Mädchen mit Platz 6.

Mit dieser Gewissheit folgte nun eine Einladung zur Preisverleihung in die Sparkasse. „Warum wir?“, fragten sich die Jungs, zumal ja nur die ersten sieben einen Preis erhalten sollten. Auch der Lehrer wusste es nicht, ermunterte aber doch als Gesamtklasse den guten 6. Platz der Mädchen und den keineswegs schlechten 11. Rang als Erfolg für alle zu sehen.

Geschickt hatte die Sparkasse den Ablauf der Preisverleihung inszeniert. Wie bei der Oskar-Verleihung wussten wir nicht genau, wie wir letztendlich abgeschlossen hatten und zitterten bei der Nominierung von Platz sieben nach vorne mit.

Platz 7, Platz 6, Platz 5, Platz 4: Die „new millionaires“ vom Institut für Hörgeschädigte. Die Jungs erhoben sich mit fragenden Gesichtern, die Mädchen waren irritiert. „Wir waren doch vor denen“, murrten sie. Stolz nahmen die Jungs ihre 50,-- Euro entgegen, besonders, weil noch nie eine Gruppe unserer Schule so weit vorne gelegen hatte. Und die Mädchen fürchteten: „Die haben uns bestimmt mit den Jungs verwechselt, oder?“.

Dann ging es weiter: Platz 3:Die „Börsenexperte“ vom Veit-Höser-Gymnasium Bogen, Platz 2: „Die fantastischen Fünf" der Berufsfachschule für Kaufmännische Assistenten Straubing und Platz 1 und damit Depot-Gesamtsieger 2014…: Die „moneymakers“ vom Institut für Hörgeschädigte. Entgeisterte Blicke, ein zögerliches Aufstehen, „Meinen die wirklich uns?“, Applaus und schließlich grenzenloser Jubel! Wir sind Erster, erhalten 200,-- Euro Siegprämie und den Wanderpokal „Bulle und Bär“ für die Schule. Selbst Klassenleiter Franz Mayr und Direktor Fritz Geisperger können es nicht fassen.

Und nach all den Fotos und geschüttelten Händen kam Mit-Siegerin Leonie Glaab zu mir und meinte nur: „Da sagen die Leute immer, wir Hörgeschädigte könnten nicht so viel schaffen – jetzt haben wir es ihnen mal gezeigt. Wir sind besser als alle anderen!“

Die Berichterstattung am nächsten Tag im Straubinger Tagblatt dämpfte die Begeisterung über den Sieg jedoch erheblich. So lautete die fette Überschrift folgendermaßen: „Eine gesunde Skepsis gehört dazu“ – Planspiel Börse: „Süße Hasis“ erreichten ersten Platz in Sachen Nachhaltigkeit.“ Und am darauf folgenden Tag schrieb das Straubinger Tagblatt noch einmal: „Planspiel Börse: Sechs „Süße Hasis“ sind Erste“. Diese „Süßen Hasis“ hatten lediglich im Nachhaltigkeitswettbewerb gewonnen – ein Teilbereich des Börsenspiels.

Bleibt die Frage, was mit diesen beiden plakativen Überschriften zum Ausdruck gebracht werden soll. Vielleicht hat es doch den „einen oder anderen“ gewurmt, dass die einzige „Förderschule“, nämlich wir, die restlichen über 100 Teilnehmer, bestehend ausschließlich aus Gymnasien und Wirtschaftsschulen und nur einer Mittelschule, mit Platz 1 und 4 hinter sich gelassen hat. Es ist halt doch was dran am Spruch: „Wenn´s um´s Geld geht, hört der Spaß auf!“

Franz Mayr